über 50 Jahre Camping Ruderbaum

Über ein halbes Jahrhundert ist er jetzt alt, der Camping Ruderbaum! Das Gründer-Ehepaar Otto und Bethli Nägeli-Vetsch hätte sich vor 50 Jahren nicht einmal träumen lassen, dass die unauffälligen  Anfänge überhaupt Anfänge waren und dass daraus  ein Campingplatz entste¬hen würde, der schon nach wenigen Jahren beinahe seinen heutigen Ausmassen entsprach. Denn geplant war nichts der-glei¬chen. Bis dahin hatte die Familie  während vielen Generationen ihren landwirtschaftlichen Betrieb bearbeitet; wie anderswo war stets der älteste Sohn der Familie in die Fussstapfen seines Vaters ge-treten. Da es jedoch zusehends schwieriger geworden war, landwirtschaftliches Personal zu bekom-men, da ausserdem ein männlicher Erbe fehlte, der den Hof  hätte übernehmen können und zudem die Stallungen und Scheunen dringend einer Modernisierung bedurften, entschied sich Otto Nägeli mit 60 Jahren, in den Ruhestand zu treten. Das Vieh wurde im Winter 1960/1961 verkauft, das Land mehrheitlich ver¬pach¬tet, nur das Gasthaus zum Schiff wurde von der Familie selbst weiter geführt.

Eine erste kleine Gruppe von ganz jungen Zeltlern erschien bereits im nachfolgenden Sommer.  Einer  von ihnen, Christoph Michel, war kein Unbekannter, weder für die  Nägelis im Schiff noch für die Dorf¬¬bewohner . Die Michels waren Inhaber der heutigen Druckerei Trionfini  gewesen. Christoph, der Jüngste der Familie, war noch in Altnau geboren worden, wo er auch seine ersten Schuljahre absol-vierte. Die Familie verkaufte dann die Druckerei und zog ins Baselbiet. Dem Jüngsten der Familie fiel wohl der Abschied von Dorf und Freunden nicht ganz leicht, und so kam er zurück mit Zelt, in den Ferien, mit seinen neuen Freunden, auf einen Besuch bei seinen alten Freunden im Dorf am See. Daraus ist inzwischen Tradition geworden: noch immer stattet Herr Michel - zwar längst ohne Zelt - beinahe jedes Jahr unserem Dorf einen Besuch ab. Da gibt's noch immer alte Freunde, noch immer den Campingplatz am See, und noch immer stehen beide Kirchen mitten im Dorf!

Eine zweite Gruppe folgte der ersten auf den Fuss: junge deutsche Motorradfahrer, die ein Plätzchen für ihre Zelte suchten, natürlich möglichst nahe am Ufer des Sees. Sie fühlten sich hier so wohl, dass sie während Jahren regelmässig ihren Urlaub hier verbrachten und ausser¬dem zuhause kräftig die Werbetrommel rührten für unseren Standort und das Schweizer Ufer des Bodensees. - Und beinahe zeitgleich tauchte ein kleiner Reisewohnwagen auf. Er gehörte einem Herisauer Geschäftsmann, der auf die Idee gekommen war, ihn nicht allein für Ferienreisen, sondern zusätzlich als Wochenend-bleibe zu nutzen. Dieses kleine Gefährt erwies sich als äusserst effizienter Werbeträger. Gut sichtbar von der Landstrasse her zog es Leute zuhauf an, die es ihm gleich tun wollten, so dass sich die Familie fast  über Nacht gezwungen sah, sich für oder gegen den Einstieg in ein ihr grundsätzlich frem¬des Gewerbe zu entscheiden. So entstand der Camping Ruderbaum, der sowohl Touristen aus aller Welt als auch Dauergäste aus der Schweiz und den näheren deutschen Regionen beherbergt.

Seither haben sich die Zeiten geändert, die Ansprüche der Gäste haben sich geändert: und der Platz hat Schritt gehalten. Die bescheidenen sanitären Anlagen von 1963 bzw. 1965 sind anspruchs¬vol¬le¬ren neuen gewichen, das frühere Mobilheim am Platzeingang wurde durch ein Empfangsgebäude ersetzt, dem Personal stehen anstelle von Wohnwagen hübsche Dienstwohnungen zu Verfügung, die Parzellen sind durch eine moderne elektrische Anlage erschlossen, unter anderem hat sich der Platz im Laufe der Zeit einen Trockenplatz für Boote, eine Lager- und Spielhalle, ein kleines, attraktives Touristen¬lager und eine grosszügige Spielwiese zugelegt, welche letztere vor allem bei jungen Gästen regen Zuspruch findet. Die Gäste des Campingplatzes finden zwar  keine Extravaganzen, wohl aber Komfort und ein durchwegs solides und zeitgemässes Angebot vor.

Doch bei allen Veränderungen: an den ursprünglichen Grundsätzen, nach denen das Gründerehepaar den Campingplatz konzipierte, hat sich nichts geändert. Die lockere Platzstruktur, die Vermeidung von monoton und eng aneinander gereihten Campingeinheiten, die Einteilung des Dauermieterplatzes in kleinere und grössere Einzelparzellen, entsprechend den kleineren und grösseren Geldbeuteln, sind geblieben. Geblieben sind den Gästen  Freiheiten, die sie anderswo kaum finden, wie etwa die Freiheit, in massvollem Umfang und nach Massgabe der jeweiligen natürlichen Bødenstruktur ihre Parzelle individuell zu gestalten. Nach wie vor bleiben die traditionellen Strukturen der alten Kulturlandschaft erhalten. So wird nicht allein die schützende  Ufervegetation, sondern auch der alte Obstbaumbestand sorgfältig gepflegt, und der kundige Beobachter wird mühelos die in unserer Gegend traditionelle Einteilung der ehemaligen Bauernhöfe in Obstgärten, Acker- und Wiesland nachvollziehen.